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„Heute ist Pfarrer Josef Wirth noch einmal nach Bad Neustadt zurückgekommen, wo er lange Jahre das Evangelium verkündet und die Eucharistie mit uns gefeiert hat“, sagte Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran zu Beginn des Requiems, das er zusammen mit Generalvikar Thomas Kessler, vielen Priestern und Gläubigen, auch aus Mömlingen feierte.

 In seiner Predigt nahm er die Texte aus der Lesung „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt“ und aus dem Evangelium „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“ als roten Faden, um das Leben und Wirken des Verstorbenen zu würdigen. Wirth war eine Kämpfernatur, aber er habe gemerkt, dass es nun Zeit zum Aufbruch sei. Trotzdem war sein Studium nie zu Ende. Er hat sich bis zuletzt mit dem Buch „Heiße Fragen und coole Antworten“ zu Kirche und Welt befasst.

Seine klare Haltung zeigte sich schon als Student, als er sich in der Nazizeit weigerte, Papiere für die Offizierslaufbahn zu unterschreiben, was ihm einen Einsatz an der Ostfront einbrachte. Sie wurde auch geformt durch Schützengraben und Gefangenschaft und dem Willen, sich nie verbiegen zu lassen, sondern den Weg zu gehen, den er als richtig erkannt hat. Das Versprechen, sein Leben Gott zu weihen, wenn er gut aus Krieg und Gefangenschaft zurückkommen sollte, löste er ein.

Es lohnte sich immer mit ihm ins Gespräch zu kommen. Für ihn war es wichtig, das Wort Gottes für das Leben abzuleiten. Die Menschen standen bei seinem Wirken immer im Mittelpunkt. Die Konkretheit seiner Gedanken zeigte sich in seinen (oft langen) Predigten. „Packte es einen, so konnte es eine Sternstunde sein“, sagte Vorndran, für den Wirth als Heimatpfarrer ein geistiger Ziehvater war und meinte: „Jeder kann seine eigene Geschichte von Josef Wirth erzählen“.

„Gross sein lässt meine Seele den Herrn“, dieses von Wirth für das Requiem noch selbst ausgesuchte Lied bedeute, nicht ihn, sondern Gott zu loben und zu danken für sein priesterliches Wirken.

Den Nachruf für die Diözese sprach Generalvikar Kessler. Für ihn war Wirth eine herausragende Priesterpersönlichkeit, der viele Kapläne ausgebildet hat. Er hat Wirth ebenfalls als Heimatpfarrer kennengelernt. Seine Leidenschaft für die Seelsorge und die Glaubensweitergabe war sprichwörtlich. Wie man aus seiner Berufung leben und als Christ seinen Glauben weitergeben kann, darin war er Lehrmeister. Dieses Priesterleben ist nun in Gott vollendet.

Werner Schmitt, der für die Pfarrei und Gemeinde Mömlingen sprach, erinnerte in einer sehr persönlichen Rede an den Verstorbenen und seine Motivation, Laien zur Mitarbeit zu begeistern, Charismen zu wecken und die Einführung der Katechese für Kommunionkinder und Firmlinge. Wirth hat immer einen klaren Standpunkt gehabt und diesen intelligent vertreten.

Die Bürgermeisterin von Bad Neustadt Rita Rösch dankte für das Wirken von Wirth bei der Neuplanung der Stadtmitte, für die gelebte Ökumene, seinen Einsatz für den Kindergarten und die Gründung der Sozialstation. Die Nöte von Familien und Alleinerziehenden lagen ihm besonders am Herzen. Die Stadt verlieh ihm 1996 für seine Verdienste die „Stadtmedaille in Gold“.

Auch der Vorstand des St. Josefs-Stiftes in Eisingen dankte dem Verstorbenen für seine langjährige Mitarbeit. Wirth habe keine Belastungen gescheut, wenn es um das Wohl seiner Mitmenschen ging. Er bescheinigte ihm Humor, Freundschaft, Wärme und aus seinem Glauben an Gott ein unbedingtes Vertrauen zu den Menschen.

Am Ende des Gottesdienstes dankte der Domkapitular als Testamentar der Familie und allen Weggefährten, die Josef Wirth dieses Wirken ermöglicht haben. Anschließend gingen die vielen Gottesdienstbesucher in einem Trauerzug zum Stadtfriedhof, wo Wirth im Priestergrab beigesetzt wurde. Die Figur am Priestergrab stellt den barmherzigen Samariter dar. Dies passe gut zum Leben des Verstorbenen, sagte der Generalvikar.

Friedrich Frank

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