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Reisebericht von der Kultur- und Pilgerreise nach Malta

Freitag, 04.10.2019

Kurz nach 0.00 Uhr, also mitten in der Nacht, kamen wir in unserem Hotel  in Mellieha an.

Nach dem Frühstück brachte uns der Bus in die Inselhauptstadt Valletta. Unterwegs stimmte uns Werner Schmitt ein, die vielen neuen Eindrücke von Malta mit offenen Augen aufzunehmen (Weitblick, Nahblick, Ausblick, Aufblick, Rundblick, Rückblick).

Unser Reiseführer Paul erklärte uns im Bus die Geschichte des Malteser-Ordens, von der Gründung als Laien-Bruderschaft 1048 in Jerusalem bis zur heutigen Struktur als internationales, nichtstaatliches, souveränes  „Völkerrechtssubjekt“. Etwa 90.000 freiwillige Mitglieder engagieren sich im Rettungsdienst und in der Hilfe und Pflege bedürftige Menschen.

Er ging auch auf die jüngere Geschichte Maltas und der Hauptstadt Valletta ein. Die alte Hauptstadt war Mdina (übersetzt: von Mauern umgebene Stadt). Nachdem Malta den größten Naturhafen des Mittelmeeres besitzt, wurde 1566 durch den Großmeister der Ritter des Ordens (Jean Parisot de la Valette) Valletta als Festung St. Angelo gegen die Osmanen angelegt und wuchs nach der Kapitulation der Ordensritter gegen Napoleon im Jahr 1798 zu einem großen Kultur- und Handelszentrum und als neue Hauptstadt heran. Ohne den Hafen hätte Malta nicht diese geschichtliche Bedeutung. Wir besuchen die äußerlich einfache, im Innern reich ausgestattete St. John´s Co-Kathedrale mit den Kapellen der wichtigsten Landsmannschaften des Ordens und den über 400 Marmor-Grabplatten. Im Oratorium sehen wir unter anderen ein weltberühmtes Caravaggio-Gemälde. Der Großmeisterpalast ist das prunkvollste Gebäude der Republik. Am Abend konnten wir unser Hotel und die nähere Umgebung in den Blick nehmen.

Samstag, 05.10.

Werner Schmitt bringt als Impuls eine Meditation, die eine Auto-Inspektion mit der Erneuerung der Gottesbeziehung vergleicht und eine „Tankstelle“ zum Hl. Geist vorschlägt.

Reiseführer Paul stellt die Frage, warum das Interesse an dieser 315 km/2 großen Insel so groß ist. Neben dem Naturhafens ist es die strategische Lage, etwa die Hälfte zwischen Gibraltar und dem Libanon oder Suezkanal, ein enger Durchgang zwischen Sizilien und Tunesien. Es sind nur ein paar Felsen im Meer mit wenig Naturressourcen und der 3.höchsten Bevölkerungsdichte bei 1500 Einwohnern pro km/2. Das Wetter ist im Herbst mild, im Frühjahr frisch. Zudem herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Regenmenge beträgt durchschnittlich nur 520 mm/qm  im Jahr. 12.000 ha werden landwirtschaftlich genutzt, aber nur 4.000 werden bewässert. Die Sprache ist Malti (hauptsächlich arabisch mit englischen Begriffen, italienischem Plural und Leihwörtern vieler ehemaliger Landesherren). Bis 1934 war italienisch die Landessprache.  

Der Bus bringt uns zur Tempelanlage von Hagar Qim, die von den ersten Einwanderern (etwa 4.000 bis 2.500 v. Chr.) erbaut und erst im 17. Jahrhundert wieder entdeckt wurde. Ein eindrucksvoller 3-D-Film stimmt uns auf den Besuch der Anlage ein. Anschließend fahren wir zu einer der schönsten Attraktionen, der „Blauen Grotte“ im Südwesten der Insel, wo wir bei leicht stürmischer See einige Boote besteigen. Danach fahren wir nach Ghar Dalam, wo wir die „Höhle der Finsternis“, eine in der Eiszeit entstandene und bis ins 19. Jahrhundert bewohnte Höhle besichtigen. Fossilien von Zwergflusspferden und Zwergelefanten sind im Museum zu sehen. Im malerischen Fischerdörfchen Marsaxlokk nehmen wir gemeinsam am Hafen ein Mittagessen ein.

 

Sonntag, 06.10.2019

Zunächst besuchen wir die Wallfahrtskapelle „Muttergottes von Mellieha“ in der Nähe unseres Hotels. Es ist eine Höhlenkirche aus dem 11. Jahrhundert, das auch schon von Papst Johannes Paul II. und von Papst Benedikt besucht wurde. Anschließend fahren wir zur St. Pauls-Bay zur Kirche St. Pauls-Schiffbruch, wo wir unsere Sonntagsmesse feiern.

Die Lesung von der Überfahrt des Apostel Paulus nach Rom (Apg 27) und das Evangelium vom Sturm auf dem Meer (Markus 4,35 ff) nahm Pfarrer Jarosch in seine Predigt auf. Bei beiden Texten geht es um Menschen in Seenot. Paulus geht es wie seinen Weggefährten, das Wasser steht ihm bis zum Hals. Aber er verhindert, dass einige sich mit dem Beiboot in Sicherheit bringen, um ihre eigene Haut zu retten. Nur gemeinsam gibt es eine Zukunft. Selbst als Gefangener zeigt Paulus Solidarität. Das bringt Trost für andere und macht ihn glaubwürdig. Auf die Kirche übertragen heißt das: wir sollen solidarisch sein und unseren brüchigen Glauben stärken, wenn alles ins Wanken gerät. Jesus fragt die Jünger und uns: Habt ihr denn keinen Glauben? Paulus ist uns dazu ein Vorbild. Nur durch solidarisches Handeln kann Gemeinschaft entstehen und Kirche wachsen. Den Nachmittag haben wir zur freien Verfügung.

Montag, 07.10.2019

Wir fahren nach Rabat, dem Zentrum der Paulus-Verehrung auf Malta und besuchen zuerst die Kollegiatkirche. Unter ihr befindet sich eine Grotte, in der Paulus eine Zeit lang gefangen gehalten worden sein soll. Danach besuchen wir eine der drei großen Katakomben auf Malta, die St. Agatha-Katakombe mit 500 Gräbern, davon 40 % von Babies und Kindern und mit einem Altarfresko aus dem 4. Jahrhundert. Diese lagen außerhalb der Stadtmauern der ehemaligen Hauptstadt Mdina. Während eines Gewitterschauers kämpfen wir uns nach Mdina durch und machen einen Rundgang durch die „stille Stadt“. Wir besuchen die Kathedrale St. Peter und Paul mit ihrem prächtigen Innenraum und das Kathedral-Museum mit versilberten Statuen, sakralen Gegenständen, Holzschnitten von Dürer und Bilder berühmter Maler (Caravaggio und auch Hans Memling). Von den Bastionen aus haben wir ein großartiges Panorama über einen großen Teil der Insel. Nach der Mittagspause fahren wir an die Südküste und bestaunen die imposante Steilküste der Dingli-Klippen mit der Kapelle Maria Magdalena.

Dienstag, 08.10.2019

Heute fahren wir mit der Fähre auf die Nachbarinsel Gozo. Sie ist grüner und ländlicher als Malta und die Anhöhen gleichen Tafelbergen. Durch Lehmboden ist sie fruchtbarer.  Wir besuchen den eindrucksvollen ca. 5800 Jahre alten Ggantija-Tempel und fahren anschließend in die großartige Wallfahrtskirche Ta‘Pinu, dem maltischen Lourdes. Nach einer Marienerscheinung 1883 und der Verschonung der Einwohner von Gozo bei einer Epidemie wurde der Ort zu einem beliebten Wallfahrtsort. Die neuromanische Kirche entstand 1930 über der ehemaligen Kapelle. Heute zieren großflächige Mosaikarbeiten des slowenischen Priesters und Künstlers Marco Rupnick den Vorplatz mit Geschichten aus dem Leben der Gottesmutter. Mit dem Bus fahren wir weiter nach Xlendi, eine fjordartige Bucht. Während eines Gewitterregens essen wir gemeinsam in einer Gaststätte zu Mittag. Starke Wellen überspülen die Strandanlage. Danach fahren wir zurück zur Inselhauptstadt Victoria und genießen den  herrlichen Ausblick von der Zitadelle auf Stadt und Umgebung. Nach einer Pause besichtigen wir die Kirche S. Georg und fahren zurück ins Hotel.

Mittwoch, 09.10.2019

Heute fahren wir in die sogenannten „Drei Städte“ (Vittoriosa, Senglea und Cospiuca). Unterwegs schildert uns Paul die wirtschaftliche Situation des Landes und geht auch auf die von Papst Gregorius IX. eingeführte Inquisition ein. Sie war zu einem guten Zweck gegründet, wurde aber im Laufe der Zeit oft missbraucht. In Vittoriosa, dem ersten Hauptquartier der Johanniter schlendern wir durch die engen Gassen und besuchen den Inquisitionspalast und die St. Lorenz-Kirche. Der Hl. Lorenz wird mit einem Grillrost gezeigt, weil er der Legende nach auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet wurde.

In der Kirche von Tarxien feiern wir unsere 2. Pilgermesse. Pfarrer Jarosch sagte in seiner Begrüßung: Jesus ist das Fundament und das Ziel unseres Glaubens. Wie können wir als Menschen unseren Glauben stärken?

Glaube ist eine Tugend, die man nicht aus dem Ärmel schütteln kann. Er hängt nicht nur von unserem Willen, sondern vielmehr von der Gnade Gottes ab. Aber wir können durch regelmäßiges Beten und Empfang der Sakramente unseren Glauben stärken. Im Evangelium vom Senfkorn gibt uns Jesus ein Beispiel. Aus dem kleinen Senfkorn wächst ein großer Baum. Wenn wir den Boden bereiten und uns vom Unkraut befreien, wenn wir immer wieder aufstehen und nicht an der Barmherzigkeit Gottes zweifeln, so werden wir wie Paulus erhört.

„Wie ein Senfkorn ist unser Glaube. Wenn wir Gott dazu nehmen, kann er zunehmen – bei dir und bei mir“, sagte Werner Schmitt in der Schlussmeditation.

Zum Mittagessen fahren wir heute ins Hotel nach Mellieha zurück. Den Abschluss unserer Reise feiern wir am Abend in einem Restaurant in Mosta mit maltesischer Küche und Folklore. Auf dem Weg dorthin fahren wir an der Gemeindekirche von Mosta vorbei, die zu den größten Kuppelkirchen Europas zählt. Beschwingt von Musik und Wein geht es spät am Abend zurück ins Hotel.

Donnerstag, 10.10.2019

Nach dem Kofferpacken fahren wir nach Valletta. Dort haben wir nochmals Gelegenheit zum individuellen Stadtrundgang, bevor uns der Bus an den Flughafen bringt. Leider hatte unser Flug mehr als 2 Stunden Verspätung, so dass wir uns lange im Flughafengebäude aufhalten mussten. Trotzdem kehrten wir alle gesund und mit vielen guten Eindrücken nach Hause zurück.

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