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Vom Tod zur Auferstehung  -  Jesus wandelt unsren Kummer 

Während der Fastenzeit stand im Vorraum der Kirche ein Kreuz, auf dem stand:  „WANDLE unsren KUMMER“ 

Einige Leute schrieben ihren Kummer/Gedanken auf einen Zettel, den sie dann an das Kreuz hefteten. Diese wurden an Karfreitag vom Kreuz abgenommen, vor den Altar getragen, damit sie an Karsamstag im Osterfeuer von Gott verwandelt werden.

Hier einige Gedanken von Diakon Seibert aus der Karfreitagsliturgie: 

Unser Blick ist trotz Gottes Macht sorgenvoll; wir wissen um sein Evangelium und fürchten doch unsere Tage.

Dabei spricht Gott in alle meine Verzagtheit und Angst hinein: In Jesus ist es vollbracht. Sein Geist ist hineingegeben. 

Sein Geist ist das Licht hinter dem Kreuz. Sein Geist kann unseren Kummer, unseren Zorn, all unsere Verzagtheit , also unsere Kreuze wandeln, wenn wir das Licht hinter dem Kreuz erkennen. Dazu hat der Diakon folgende Geschichte vorgelesen: 

Nun war das Maß voll. Das hätte er nicht tun dürfen. Dieser…! Keine Beschreibung war hart genug für ihn. Hatte sie es nicht immer schon gewusst? Aber nun würde sie es ihm zeigen! Langsam lief ihr Gesicht rot an. „Komm, wir müssen runter ins Dorf!“ Sie streifte ihren Mantel über und nahm Lisa, ihre siebenjährige Tochter, an die Hand.

Lisa spürte, dass sie jetzt besser nichts sagte. Mama war wütend. So viel war klar. Aber was hatte sie nur? Wohin wollte sie? Wortlos folgte Lisa ihrer Mutter.

Sie nahmen den Weg durch den Wald; der war kürzer.

Mit jedem Ast, der ihr ins Gesicht schlug, überlegte sie sich aufs Neue, was sie ihm antun würde, wenn sie nur endlich vor ihm stünde.

Lisa konnte kaum folgen. Endlich erreichten sie die Straße. Lisa atmete auf. Bald mussten sie das Dorf erreichen, das Dorf, in dem sie früher gewohnt hatten. Ja, da, kurz vor der Brücke, war das Wegkreuz, an dem sie immer kurz innegehalten hatten. Es war ein Holzkreuz in eine halb offenen, weißen Steinhäuschen. Heute schien Mama es gar nicht zu sehen. Wie verändert sie war!

Lisa zog an der Hand der Mutter. „Da, Mama!“ sagte sie und deutete mit der anderen Hand auf das Wegkreuz. Ihre Mutter hielt inne. „Ja“, seufzte sie. Genauso fühlte sie sich. Ans Kreuz genagelt wie der, der da mit seinen ausgebreiteten Armen hing. Verletzt. Durchbohrt. Verlassen. „Da, Mama!“, wiederholte Lisa und zog ihre Mutter ein Stück näher. „Ja, Lisa, ja.“ Sie schaute Lisa an und wieder zu dem Kreuz hinüber. Erst jetzt sah sie, dass etwas anders war als sonst. Da war etwas hinter dem Kreuz. Jemand hatte eine Kerze dahinter gestellt. Sie brannte noch. Sie ging näher heran. In der kleinen Nische hinter dem Kreuz stand etwas geschrieben. Im Licht der Kerze las sie: „Das Kreuz steht zwischen uns, wenn dein Blick drauf haftet. Hier endet das Leben.- Das Kreuz wird uns zur Brücke, wenn du dahinter schaust. Hier beginnt das Leben.“

Langsam wiederholte sie: „Das Kreuz steht zwischen uns, wenn dein Blick darauf haftet. Hier endet das Leben. – Das Leben Kreuz wird zur Brücke, wenn du dahinter schaust. Hier beginnt das Leben.“ 

Ja“, murmelte sie leise, „ja. Und ich will diese Brücke überschreiten.“ Sie nahm ein Stück Papier und einen Stift aus der Tasche und begann zu schreiben: „Was mich verletzt hat…“ 

Als sie fertig war, nahm sie das Papier und übergab es der Flamme der Kerze.

Sie atmete ruhig und wandte sich Lisa zu: „Komm, Lisa, wir gehen nach Hause.“ Und langsam gingen sie über die Brücke auf das Dorf zu. 

Das „Dahinter sehen“ können, das wünschen sich auch die Menschen, die ihren Kummer an das Kreuz am Eingang geheftet hatten. 

In diesem Vertrauen wandelt sich der Kummer,

Denn das Licht leuchtet durch das Kreuz hervor.

  

R. Zieres

 

 

 

 

 

 

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