logo st benedikt

Kirchenrektor Pater Karl Kern SJ (wer ihn noch nicht kennt; hier ist ein Interview mit ihm) stellte im Pia Fidelis in Obernburg vor ca 120 interessierten Besuchern auf Einladung des Pfarrgemeinderats sein neues Buch vor: „Das Alte neu sagen – Matthäus für heute“.

Er wies darauf hin, dass er letztes Jahr bereits ein Buch mit Predigten zum Thema „Lukasevangelium“ veröffentlich habe und zu Beginn des neuen Lesejahres im Advent 2020 bereits jetzt ein Buch über das Markusevangelium plane. Derzeit aber sei das Lesejahr „Matthäus“ und so passe das neue Buch gerade.

Es sei entstanden aus frei gehaltenen Predigten, die jemand aufgenommen und abgeschrieben habe.  Anschließend seien sie redigiert worden, doch sei der Charakter der Ansprache erhalten geblieben. Kern betonte, dass die Gabe der freien Rede ein großes Geschenk sei. Schon im Kindergarten sei stets ihm die Aufgabe zugefallen, Gedichte aufzusagen und das habe sich so fortgesetzt. (Eltern, hört zu!).

Auffallend an Mattäus sei, dass er die religiöse Tradition völlig neu interpretiert habe. Das mache ihn so aktuell, denn auch in der heutigen Zeit überzeuge das Alte vielfach nicht mehr. Die Stärke der katholischen Kirche sei es stets gewesen, sich die Kultur anzuverwandeln, in der sie sich ausgebreitet habe. Das sei auch die Herausforderung heute – ein Aufbruch von innen her sei nötig.

Dann nahm Kern sich einige der Predigten seines Buchs vor und trug sie – teilweise frei und umfassender als im Buch – vor. Er schilderte die Figur des Josef und erläuterte die Antithesen der Bergpredigt. Nicht sexualfeindlich sei sie; vielmehr betone sie, dass Sexualität der Liebe und Treue diene.

Er zeigte auf, dass Jesus in seinen Gleichnissen (es sind Metaphern, erzählerisch entfaltete Vergleiche) nicht nur auf die Erfahrungswelt seiner Zuhörer abstelle, sondern auch weibliche (zB Sauerteig) und männliche (zB Sämann) Gleichnisse bringe, um beide Geschlechter anzusprechen.

Es wird hier darauf verzichtet, weitere Inhalte wiederzugeben; bitte lesen Sie das Buch, die Formulierungen sind besser!

In der anschließenden Diskussion verriet Kern, dass es in St. Michael vor Weihnachten lange Schlangen an den Beichtstühlen gebe. Es existiere eine große Sehnsucht nach einem Ort, an dem der Mensch sich aussprechen dürfe, wo ihm zugehört würde. Das Christentum werde nach seiner Überzeugung eine Zukunft als solidarische Gemeinschaft vor Ort haben, losgelöst von den Schablonen der Amtskirche. Insgesamt sei die Predigt nur ein Teil der Liturgie. Die Sprache der Liturgie müsse angepasst werden, um den Menschen zu berühren.

Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Volmer dankte Pater Kern herzlich und wies bei der Gelegenheit hin auf die von Thorsten Seipel im Pia Fidelis veranstaltete Gottesdienstreihe „@home“ - Eine neue Art von Gottesdienst in normaler Sprache mit guter Musik in netter Gesellschaft.“ (nähere Infos siehe auf der Hauptseite)

Beeindruckend war, dass unter den 120 Besuchern mehr aktive und Ruhestandspriester waren, als ich schon lange auf einmal gesehen habe.

Wir hoffen, Pater Kern bald wiederzusehen, spätestens am 2. Weihnachtsfeiertag!

­