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Pater Andreas Batlogg SJ wird am 2. Weihnachtsfeiertag 2019 der Festprediger in St. Peter und Paul sein. Im Gegensatz zu manch anderen Gemeinden ist der 2. Feiertag in Obernburg keine kurze, ansprachelose Messe, sondern wird seit nunmehr ca 40 Jahren musikalisch vom Musikverein gestaltet

und stets sehr gut besucht.

Häufig haben wir auch Festprediger, die zB am 2. Feiertag ihre Familie in Obernburg besuchen. In den letzten Jahren war Pater Karl Kern SJ bei uns; dieses Jahr ist er leider verhindert. (Dafür wird er im Januar einen Vortrag halten).

Wir sind sehr froh, dass Pater Andreas Batlogg SJ Zeit und Lust hatte, seinen Mitbruder zu vertreten und eigens aus München anzureisen.

Pater Batlogg wollte vor 2 Jahren einen Vortrag in Obernburg halten; musste diesen jedoch leider absagen, weil er an Krebs erkrankte. Diese Zeit seines Lebens hat er in einem Buch aufgearbeitet: „Durchkreuzt – mein Leben mit der Diagnose Krebs“. Seit Dezember 2000 gehörte er der Redaktion der Kulturzeitschrift „Stimmen der Zeit“ an, im September 2009 wurde er deren Herausgeber und Chefredakteur. Trotzdem ist sein Lebenslauf vielleicht nicht jedem bekannt, daher haben wir ein Interview mit ihm geführt. Da die Interviewminis bis Weihnachten nicht nach München reisen konnten, um ihn zu interviewen, haben wir ihm Fragen aus früheren Interviews gestellt.

-- Wo sind Sie aufgewachsen?

In Bregenz am Bodensee.

- Seid wann sind Sie Priester?

Seit dem 24. April 1993. Ausbildungsabschnitte vor und nach meiner Weihe führten mich  von Innsbruck nach München und Frankfurt am Main, nach Wien und (2004/05) in die USA – drei Monate davon als Pfarrer in der Pine Ridge Reservation in South Dakota.

-Wo wurden Sie geweiht?

In Wien, von Weihbischof Christoph Schönborn, der später Erzbischof wurde.

- Gibt es in Ihrer Familie andere Priester oder Nonnen?

Nein. 

-- Waren Sie Ministrant?

Ja, von frühen Kindertagen an. Bei den Sacre Coeur-Schwestern in der Riedenburg, später in der Pfarre St. Kolumban, meiner Heimatpfarrei.

- Hatten Sie je einen anderen Berufswunsch? Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Priester geworden wären?

Germanistik und Theaterwissenschaften haben mich interessiert. Ich war der Lieblingsschüler meines Deutschlehrers. Ein Mitschüler ist Direktor des Österreichischen Literaturarchivs geworden.

- Haben Sie direkt angefangen, Theologie zu studieren und wollten Sie gleich Jesuit werden?

Von 1981 bis 1985 war ich Seminarist für die Diözese Feldkirch. Bei einem Freisemester in Israel, 1984, ist mir endgültig klar geworden, dass ich in einen Orden will.

- Warum sind Sie Jesuit und nicht Weltpriester geworden? Ich habe gemerkt, dass ich nicht Pfarrer werden will. Erfahrungen sammeln konnte ich in der Seelsorge einer Wiener Großstadtpfarrei, in einem internationalen Priesterseminar (Canisianum) und in der Klinikseelsorge. Die Spiritualität des Ignatius von Loyola hat mich gelockt. Und dass ich mich spezialisieren kann. Es ist wahr: Auch Ordensexistenz gibt es nicht ohne Krisen. Sie als Herausforderungen anzunehmen, damit umgehen zu lernen – darauf kommt es an.

- Welche Änderung in der Kirche fänden Sie gut, und welche fanden Sie schlecht?

Lockerung des Zölibats, um Eucharistiefeiern zu gewährleisten, Zulassung von Frauen zu den Weihen. Schlecht finde ich die Polarisierungen und das permanente Kaputtreden von Reformprozessen.

- Welcher Papst hat Sie am meisten beeindruckt?

Franziskus und sein Vorbild Johannes XXIII.

- Warum gibt es das Böse in der Welt?

Weil die Menschen frei sind in ihren Entscheidungen und oft hinter ihren guten oder gut gemeinten Absichten zurückbleiben.

- Was bedeutet Weihnachten für Sie?

Heimat: Gott ist bei uns angekommen.

- Wann ist Ihr Namenstag und was halten Sie von Ihrem Namenspatron?

  1. November. Andreas hat Petrus auf Jesus aufmerksam gemacht.

- Was ist Ihr Lieblingsbuch?

Karl Rahners „Von der Not und dem Segen des Gebetes“ von 1949, ein echter Klassiker.

- Haben Sie einen Lieblingswitz?

Fragt die Kindergartenschwester: Was ist das – es hüpft im Garten herum, ist braun und hat einen buschigen Schwanz? Peterchen: Ich würde ja sagen, das ist ein Eichhörnchen, aber wie ich den Laden hier kenne, ist es sicher wieder das kleine Jesulein.

Und noch ein Zitat zu Allerheiligen und Allerseelen (© www. St-Michael-München.de)
Nicht nur, weil ich meine Krebserkrankung überstanden habe, auch als Theologe spitze ich die Ohren, wenn ich lese: „Wir optimieren unsere Gesundheit, wo es nur geht“. Das machen wir auch, weil wir keine Jenseitsvorstellungen mehr haben. Alles muss in diesem Leben stattfinden, bevor wir sterben. Wir haben alles ins Diesseits verlagert, weil wir das kontrollieren können. Früher stellte das Jenseits eine Art Entlastung dar, das fehlt uns heute. Deshalb verbrennen wir uns auch so im Diesseits. Viele Menschen spüren heute die Angst, irgendwann abzurutschen, mit nur einem Fehler keinen legitimen Platz in der Gesellschaft zu haben. Das ist ein Kontrollwahn. Den Tod hingegen verbindet man mit Kontrollverlust. Das ist für unsere Optimierungsgesellschaft schwer zu ertragen, also zögern wir ihn möglichst lange hinaus.“

Kann man es in einer Predigt besser sagen? Früher wurde sicher zu viel vom Ewigen Leben geredet. Der inflationäre Gebrauch war oft nur eine billige Vertröstung, um bestehende (Herrschafts-) Zustände zu rechtfertigen. Aber es ist damit auch etwas verlorengegangen. Das Jenseits entlastet. Es bedeutet schlicht und ergreifend: Da kommt noch was! Ich muss nicht alles in der mir zugemessenen Lebenszeit schaffen. Überzeugt das? Mich schon. Und im Übrigen: Damit steht und fällt christlicher Glaube! Auferstehung und Ewiges Leben gehören zur innersten Substanz unseres Glaubens.

 

Wir freuen uns auf den 2. Weihnachtsfeiertag!

Katharina Volmer

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